Dieser Text entstand im Januar 2021, aber ich denke, er gilt auch heute. Wir steckten mitten in der Coronakrise. Mitten im sogenannten harten Lockdown. Mitten in der Unsicherheit. Das frühere, scheinbar kontrollierbare Leben war weggebrochen. Viele sehnten sich danach, dass alles wieder planbar wird. Dass die alte Sicherheit zurück kommt.

Aber das Leben lässt sich nicht kontrollieren. Und sicher ist nur, dass nichts sicher ist. Alles ist Wandel. Auch das Virus wandelt sich. Es mutiert jenseits jeder Kontrolle. Unser Leben ändert sich. Immer. Nur die Krise macht es stärker sichtbar. Natürlich ist das auch kein sanfter Wandel, sondern ein vehementer, unerwarteter Einbruch.

Die aktuelle Situation hilft, einen Zusammenhang zu verstehen, der sich in irgendeiner Form vermutlich in jedem von uns findet. Unsicherheit macht Angst. Angst bestimmt, wenn sie unbewußt bleibt, unser Verhalten. Sie kann uns das Leben so richtig schwer machen.

Beinahe täglich ändern sich Nachrichten, Zahlen, Erkenntnisse, politische Entscheidungen. Und das macht Angst. Manchen macht es so große Angst, dass sie die Realität, die sie nicht sehen wollen, leugnen. Sie sind so überfordert, dass sie auf der verzweifelten Suche nach Sicherheit, Rattenfängern hinterherlaufen, die genauso viel Angst haben wie sie selbst. Die im dunklen Wald am lautesten grölen, werden zu Anführern gemacht.

Der Umgang mit der Angst, den diese unsicheren Zeiten hervorrufen, hat viele Gesichter. Eigentlich ist auch hier alles wie immer. Der Ruf nach dem Staat. Schuldzuweisungen. Ignoranter Egoismus. Konsum diverser Art bis hin zu Süchten. Aktionismus. Und vieles mehr.

Wie aber sollte man umgehen mit der Angst? Ich denke, man sollte ihr ihre Macht nehmen. Indem man sie benennt. Nicht davonlaufen. Stehen bleiben, sich umdrehen und ihr ins Gesicht blicken. „Ich kenne dich. Du bist meine Angst. Aber ich bin der Boss. Ich bestimme, wo es lang geht. Du kannst mir helfen, den Weg ans Licht zu finden. Aber ich erlaube dir nicht mehr, mich vor dir her zu scheuchen.“ Das heißt Verantwortung übernehmen für das eigene Leben. Sich solidarisch verhalten gegenüber dem Leben Anderer. Eine bescheidene Teilnehmer*in des großen Ganzen sein.
Und man muss die Angst nicht weg haben wollen. Man kann sie nutzen.

Der Umgang mit der Angst zeigt aktuell aber auch andere Gesichter: Rücksichtnahme, Solidarität, Bescheidenheit.

Für das Virus kann niemand etwas. Es ist niemands Schuld. Und klar macht das alles Angst. Das ist normal. Lasst uns achtsam sein und gemeinsam lernen, mit ihr umzugehen.