Loslassen. Das klingt schon wie etwas, das man nicht gerne tut. Es klingt nach Kraftanstrengung. Nach Verlust, Verzicht, Aufgeben. Jedenfalls nicht unbedingt nach Freude. Aber was man nicht gerne macht, funktioniert auch nicht so richtig. In meinem Leben war ich immer wieder an Wendepunkten. Oft freiwillig. Oft aufgrund eines Leidensdrucks. Bis die Entscheidung fallen konnte, etwas grundlegend zu verändern, musste ich mich manchmal ganz schön quälen. Ich konnte irgend etwas nicht loslassen. Das ging in so einem Moment auf keinen Fall. Heute weiß ich, warum das so war und kann anders damit umgehen.

Immer, wenn es Dir schwer fällt, etwas loszulassen, brauchst Du es für irgend etwas. Es gibt Dir Halt. Es beschützt Dich. Es fühlt sich richtig an, es nicht aufzugeben.
Wenn jemand ein paar Meter über dem Boden am Ast hängt, sagt man auch nicht „Du musst einfach loslassen.“ Man holt die Leiter oder die Feuerwehr oder macht sonst etwas Sinnvolles, um die Situation zu retten. Und in jedem Fall ist man froh, wenn das Festhalten solange wie möglich funktioniert.

Also das Ganze mal anders herum gefragt. Wie kann das Loslassen Freude machen? Wie schaffst Du es, dass es leicht fällt?
Du kannst es, wenn Du einen guten Grund dafür hast. Wenn Du etwas gewinnst, statt etwas zu verlieren. Wenn Du gehen lässt, was nicht freiwillig bei Dir bleibt. Denn es kommt immer etwas Neues. Darauf kannst Du Dich verlassen. Es geht immer weiter. Auch wenn Du vorher nicht weißt, WIE es weitergehen wird.

Wenn Du lange beharrst und krampfhaft festhältst, was Du nicht loslassen magst, wird es Dir das Leben gewaltsam aus der Hand reißen. Dann ist der Jammer groß. Da mach doch lieber einen Deal. „Hey Leben, was bekomme ich dafür, wenn ich das jetzt loslasse?“ – „Was willst Du?“, wird das Leben fragen. – „Gesundheit.“, „Freiheit“, „Ruhe“, „Freunde“. „Such Dir was aus“, sagt das Leben, „und mach Dich auf den Weg.“

Wenn Du Dein Leben füllst mit neuen Inhalten und aktiv gestaltest, was Du Dir wünschst, darf das Alte gehen. Es hat ausgedient. Du kannst es ziehen lassen, dankbar für das, was es geleistet hat. Versuche nicht, die Nacht zu behalten, wenn die Sonne aufgeht. Sondern mach Kaffee und freu Dich auf die Abenteuer, die der neue Tag bringt.